Bei Notfällen unbedingt auch in der Corona-Pandemie die 112 anrufen
Die Corona-Pandemie hat auch einen Einfluss auf die Einsatzzahlen von Rettungsdiensten und Notrufe in Brandenburg sowie bundesweit. Durch das Virus haben Menschen manchmal spät oder zu spät den Notruf gewählt.

Eins, eins, zwei: Eine Ziffernfolge, die Menschen nicht nur in Deutschland, sondern in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, der EFTA sowie in der Schweiz, Ukraine und Russland bei Notfällen wählen.
Zum heutigen Europäischen Tag des Notrufs betont DRK-Bundesarzt Prof. Dr. Peter Sefrin die Bedeutung der 112 – auch und vor allem in Zeiten der Corona-Pandemie. "Die Angst vor eine Corona-Infektion darf nicht dazu führen, dass lebensbedrohliche Erkrankungen nicht mehr ernstgenommen werden", sagt Peter Sefrin.
Zögern beim Notruf mit gravierenden Folgen
Eine Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK hatte ergeben, dass im ersten Corona-Lockdown im Frühjahr 2020 die stationären Aufnahmen um 15 bis 30 Prozent zurückgegangen sind. Davon kann auch in der jetzigen zweiten Welle ausgegangen werden.
Besonders gravierend ist, dass für viele Notfälle wie Schlaganfall- und Herzinfarkt-Patienten der Rettungsdienst nicht zur Erstversorgung und den Transport ins Krankenhaus gerufen wurde – aus Angst vor einer Corona-Infektion. Gleichzeitig stieg die Sterblichkeitsrate bei diesen Patienten stark an.
Corona-Ausbrüche in Brandenburger Kliniken erhöhen Verunsicherung
Das Zögern von Menschen, den Notruf zu wählen, kennt Frank Erfurth, Referent für Qualitätsmanagement im Rettungsdienst im DRK-Landesverband Brandenburg. "Vor allem ältere Menschen sind auch vor der Corona-Pandemie manchmal zu zögerlich gewesen, den Notruf zu wählen. Sie wollten lieber in Ruhe zu Hause beobachten, ob sich beispielsweise die starken Schmerzen in der Brust von alleine wieder geben. Dadurch ist es so einige Male passiert, dass spät und manchmal zu spät der Notruf gewählt wurde", sagt Frank Erfurth.
Dass Menschen in Zeiten der Corona-Pandemie unsicherer sind, den Rettungsdienst zu rufen, kann er aufgrund von Medienberichten zu Corona-Ausbrüchen in Brandenburger Kliniken nachvollziehen. Und betont gerade deshalb, lieber zu früh als zu spät den Notruf zu wählen – insbesondere bei starken Schmerzen und Unwohlsein.
W-Fragen für richtigen Notruf beachten und Geduld wahren
Zudem unterstreicht Frank Erfurth die Wichtigkeit der fünf W-Fragen für den richtigen Notruf:
- Wo ist es passiert?
- Was ist passiert?
- Wie viele Verletzte gibt es?
- Welche Art von Verletzungen liegen vor?
- Warten auf Rückfragen.
"Manchmal wählen die Menschen die 112 und legen nach einigen Sekunden auf, weil niemand rangeht. Ich kann nur jedem raten, am Telefon zu bleiben. Legt man auf und ruft erneut an, landet man in der Warteschleife wieder ganz hinten – und wertvolle Zeit, jemanden in Notfällen zu helfen, geht verloren", sagt Frank Erfurth.
Das Europäische Parlament beschloss im Jahr 2009, den 11. Februar aufgrund der Ziffernfolge zum europaweiten Notruftag auszurufen. Die Notrufnummer 112 ist in allen EU-Staaten kostenfrei.