Der Pflegemonitor Brandenburg 2021 ist eine Auswertung aktueller Studien und Daten zur Pflege in Brandenburg. Die aktuelle Ausgabe und verschiedene Materialien zum Download finden Sie unter
www.qgp-brandenburg.de/pflegemonitor.
„Immer weniger Beschäftigte müssen immer mehr Menschen pflegen und versorgen. Diese Situation bereitet uns große Sorgen“, sagt Bernd Mones, Vorsitzender der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege – Spitzenverbände im Land Brandenburg und Caritasdirektor der Diözese Görlitz e. V. „Der Pflegepakt der Landesregierung bietet die richtigen Ansätze für die Zukunft. Doch ist jetzt entscheidend für eine wirkliche Verbesserung, dass alle an der Pflege beteiligten am gleich Rad drehen. Wir rufen die Landkreise und Kommunen, die Träger ambulanter und stationärer Pflege, sowie Ärzte und Gesundheitstherapeuten und all die anderen Akteure in der Pflege- und Gesundheitswirtschaft zum Dialog über die zukünftige Ausgestaltung und Sicherung der Pflege auf. Der Pflegepakt gelingt nur, wenn jetzt alle zusammenwirken.“
Gezieltes pflegepolitisches Handeln in Kommunen erforderlich
Das große Stadt-Land-Gefälle überträgt vor allem den Kommunen eine besondere Verantwortung, so ein Ergebnis des
Pflegemonitor Brandenburg 2021. Das Wachsen des Berliner „Speckgürtels“ bei gleichzeitiger Ausdünnung einiger ländlicher Regionen besonders im Norden des Landes erfordert kluges, zukunftsorientiertes und pflegepolitisches Handeln – auch unter familien- und arbeitsmarktpolitischen Aspekten. Der steigende Bedarf an Pflegepersonal bei gleichzeitigem Fachkräftemangel hat erheblichen Einfluss auf die künftige Versorgungssituation. „Gerade im ländlichen Bereich ist erfolgreiches Sozialraummanagement zur Sicherung der Pflegeversorgung entscheidend“, sagt Andreas Kaczynski, Vorsitzender der Qualitätsgemeinschaft Pflege und Vorstand des Paritätischen, Landesverband Brandenburg e.V. „Hierfür müssen familiäre und nachbarschaftliche Strukturen, Begegnungsorte, das Vereinswesen, lokale Strukturen der Gesundheitsversorgung, usw. gut vernetzt und gefördert werden. Und gleichzeitig müssen Unternehmen und Regionen dafür sorgen, attraktiv für Beschäftigte zu bleiben, etwa durch gute Lohnstrukturen, ausreichende Plätze in der Kindertagesbetreuung oder auch eine schnelle Anbindung in die nächste größere Stadt.“
Deutliche Unterstützung für pflegende Angehörige notwendig
Die Pflege in Brandenburg findet zum größten Teil Zuhause statt, vergleichsweise wenige Menschen nutzen stationäre Pflegeeinrichtungen. Damit fallen Familien und ambulanten Angeboten im Flächenland Brandenburg eine zentrale Rolle in der Pflegeversorgung zu. „Pflegende Angehörige sind eine enorm wichtige Stütze in der Pflegeversorgung, finden aber nicht die entsprechende Unterstützung“, sagt QgP-Vorstand Andreas Kaczynski. „Pflegende Angehörige müssen besser beraten und schneller informiert werden und eine deutliche Entlastung erfahren.“
Der
Pflegemonitor Brandenburg zeigt die drängendsten Handlungsfelder zur Unterstützung von pflegenden Angehörigen auf: Es mangelt an einem leicht zugänglichen und unabhängigen Beratungsangebot; vorhandene Beratungsstrukturen, wie etwa die Pflegestützpunkte, müssen sich verstärkt dem modernen Kommunikations- und Informationsverhalten anpassen und, neben der wichtigen persönlichen Beratung, auch ihr digitales Angebot ausweiten. Nützliche Unterstützungsangebote sind offenbar wenig bekannt und werden kaum genutzt; nur jeder zehnte Pflegebedürftige nimmt die Angebote zur Unterstützung im Alltag in Anspruch. Diese finanziellen Mittel stehen aber jedem Pflegebedürftigen zu und dienen dazu, im Alltag möglichst selbstständig zu bleiben, soziale Kontakte aufrecht zu erhalten und in den eigenen vier Wänden zu bleiben. Daneben müssen mehr flexible Betreuungsangebote, wie Tages-, Kurzzeit- und Nachtpflegeplätze für eine gute Vereinbarkeit von Pflege und Beruf in allen Teilen Brandenburgs sichergestellt werden. Gerade diese Angebote bieten vor allem pflegenden Angehörigen die notwendige Entlastung.
Kommunale Pflegepakte gefordert
Die im Pakt für Pflege angestoßenen Maßnahmen gilt es jetzt sinnvoll zu verzahnen. Ein „Jeder für sich“ verbietet sich aufgrund der Dringlichkeit, die alleine die demografische Entwicklung belegt. „Der Pflegepakt gelingt nur, wenn alle an der Pflege beteiligten jetzt zusammenwirken. Dabei muss er in der Fläche wirksam werden. Wir brauchen einen Pakt für Pflege in jedem Dorf und in jeder Stadt!“, so Liga-Vorsitzender Bernd Mones. „Aus unserer Sicht wird es darum gehen müssen, ganz konkrete Schritte zur Etablierung von ‚Versorgungsketten‘ zu entwickeln, die bereits im vorpflegerischen Bereich im Sinne einer Quartiersentwicklung ansetzen. Doch das ist nur sinnvoll mit Hilfe und dem Know how aller Akteure in den jeweiligen Regionen.“
Der Pflegemonitor Brandenburg 2021 wird von der Qualitätsgemeinschaft Pflege (QgP) herausgegeben. Die QgP (www.qgp-brandenburg.de) wurde 1998 gegründet mit dem Ziel der Einführung und Weiterentwicklung von Qualitätsmanagement in der Pflege nach gemeinsamen Kriterien. Das Kooperationsnetzwerk ist fest verankert in der Brandenburger Pflegelandschaft: Ihr gehören rund 50 Träger mit aktuell mehr als 130 Altenpflegeheimen und ambulanten Pflegediensten an. Die QgP ist eine Initiative der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege – Spitzenverbände im Land Brandenburg (www.liga-brandenburg.de) und repräsentiert einen erheblichen Teil der Träger ambulanter Pflege und einen Großteil der stationären Plätze im Land.
Quelle: LIGA der Freien Wohlfahrtspflege - Spitzenverbände im Land Brandenburg