Corona, Verschwörungstheorien und die Folgen – Die Arbeit des DRK zwischen Gesundheitsschutz und gesellschaftlichen Debatten
Nach langen Wochen massiver Einschränkungen durch Kontaktverbote, Homeoffice, Schließungen von Schulen, Arbeitsplätzen, Kitas, Geschäften und vielem mehr in Folge der Covid-19 Infektionen beginnt Schritt für Schritt wieder so etwas wie normales Leben. Deutschland hat die Krise relativ gut im Griff, mit weniger Todesopfern als viele andere europäische Länder. Aber gerade jetzt, wo die Ansteckungszahlen deutlich zurückgehen und viele der massiven Einschränkungen des Alltags aufgehoben werden, verstärken sich Proteste gegen die Eingriffe, breiten sich mehr und mehr Verschwörungstheorien aus, verlieren Menschen das Vertrauen in den Staat, der sich doch in der Krise durchaus als handlungsfähig erwiesen hat.
Verschwörungstheorien: vermeintlich leichte Antworten
Covid-19 ist eine hochgefährliche Krankheit, die alle Organe angreifen kann. Covid-19 ist eine Pandemie, die weltweit Hunderttausende von Todesopfern gefordert hat. Dennoch glauben viele, sie sei nicht gefährlicher als die Grippe, von gefährlichen Zwangsimpfungen und heimlich den Menschen eingepflanzten Mikrochips ist die Rede, Demonstranten tragen Aluhüte zur Abwendung von feindlichen Strahlungen. In einer Zeit der Unsicherheit und Angst, aber auch der massiven Veränderung im Alltagsleben bis hin zu existenzbedrohenden ökonomischen Problemen suchen viele Sicherheit in solchen Theorien und bei denen, die es vermeintlich besser wissen, leichte und schnelle Auswege versprechen. Auch Wut mischt sich darunter, Wut auf die beschränkte Lebenssituation, auf die eigene Hilflosigkeit, auf das Ausgeliefertsein und die Situation, dass vorübergehend andere jetzt mit darüber entscheiden, wie das eigene Leben gelebt werden kann.
Auch wenn es schwerfällt: Wir müssen miteinander sprechen!
Man kann sich darüber lustig machen, weiterhelfen tut dies jedoch in keiner Weise. Im Gegenteil, wenn Ängste nicht ernstgenommen werden, verstärken sie sich. Ausgrenzung und Abwertung ist hier der falsche Weg. Auch wenn Gespräche und Aufklärung oft nicht erwünscht sind, sondern als zusätzliche Provokation empfunden werden, es gibt dazu keine Alternative, man muss es immer wieder versuchen. Das Rote Kreuz ist dabei den Grundwerten der Achtung der Würde des Menschen und der Hilfe und Unterstützung für jeden ohne Ansehen der Person genauso wie der Neutralität und der Unparteilichkeit politischen Haltungen gegenüber verpflichtet. Dies gilt umso mehr in spannungsreichen und belastenden Lebenssituationen wie jetzt in den Zeiten von Corona.
Aber es gibt Grenzen. Eine klare Grenze muss gezogen werden zwischen denen, die sich kruden Ideen hingeben, aus welchen Gründen auch immer, die von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machen, auch wenn sie noch so abwegig ist, aber sich dabei doch noch an die grundlegenden Regeln halten. Und denen, die diese Zeit nutzen, um an unserer Demokratie zu rütteln, mit Gewalt und Hass reagieren, andere angreifen und bedrohen.
Gemeinsam stark machen für Demokratie und Menschlichkeit
Berechtigte oder auch unberechtigte Zweifel an der Strategie der Bundesregierung zur Bekämpfung des Virus sind legitim und vom Grundgesetz geschützt. Rechtsextremistisches Gedankengut, Rassismus und blinder Hass aber sind dies nicht und stellen eine massive Gefahr dar. Wo andere ausgegrenzt, angegriffen und bedroht werden, wo die eigene Meinung über die Meinung anderer gestellt und mit hoher Aggression durchgesetzt werden soll, ist das demokratische Zusammenleben bedroht.
Wir müssen klar und deutlich dort Einhalt gebieten, wo die Grenzen des Grundgesetzes überschritten werden, auch wenn das vordergründig mit eben diesem Grundgesetz begründet wird. Wir müssen klar und deutlich dort Einhalt gebieten dort, wo friedliche Demonstrationen, Ängste und Unsicherheiten ausgenutzt und manipuliert werden.
Hier können und dürfen wir nicht einfach zusehen. Hier ist jeder von uns gefordert. Das Einstehen für Menschlichkeit und der Achtung eines Jeden in seiner Unversehrtheit ist die Basis jeder Arbeit des Roten Kreuzes.