Übergriffe auf Rettungspersonal: Ergebnisse von DRK-Studie auch in Brandenburg sichtbar
Bedroht, angegriffen, verletzt: Verbale und körperliche Übergriffe gehören zum Alltag von Rettungspersonal in Deutschland. Das sagt eine DRK-Studie, die am 18. Februar 2021 veröffentlicht wurde. Deren Ergebnisse überraschen Frank Erfurth, Referent für Qualitätsmanagement im Rettungsdienst im DRK-Landesverband Brandenburg, nicht. Er wurde selbst schon bei Einsätzen angegriffen.
Die Ergebnisse der jüngsten DRK-Studie, aus der hervorgeht, dass Übergriffe immer mehr zum Alltag bei Rettungsdiensteinsätzen gehören, kann auch Frank Erfurth für Einsätze in Brandenburg grundsätzlich bestätigen.
Denn nicht nur als Referent für Qualitätsmanagement im Rettungsdienst im DRK-Landesverband Brandenburg ist das Thema Gewalt gegenüber Rettungspersonal für ihn von Bedeutung. Auch aus seiner langjährigen Arbeit beim DRK-Rettungsdienst Potsdam-Mittelmark hat er erfahren, was es heißt, sich in Einsätzen vor Gewalt zu schützen.
Wenn Sicherheitspersonal bei Einsätzen helfen muss
Noch gut kann er sich an einen Einsatz an einer Diskothek in Teltow erinnern, als er eine Person behandelte und deren Angehörige mit dieser Behandlung nicht einverstanden waren. "Dort habe ich einen Sicherheitsmann der Diskothek gebeten, mir den Rücken freizuhalten, weil es den Angehörigen mit der Behandlung offenbar zu langsam ging, sie mich beim Behandeln der verletzten Person störten", sagt Frank Erfurth.
Auch komme es immer wieder vor, dass Einsatzfahrzeuge mit Flaschen beschädigt wurden oder berauschte Menschen mit Verletzungen auf der Rettungstrage so außer sich sind, dass sie die Innenausstattung des Einsatzfahrzeugs beschädigen oder Einsatzpersonal verletzen.
Selbstschutz und Freundlichkeit als Mittel gegen aufgebrachte Personen
Laut DRK-Studie vom 18. Februar 2021 komme verbale Gewalt wie Beleidigungen und Beschimpfungen bei fast jedem fünften Mitarbeitenden im Rettungsdienst sogar mindestens ein- bis zweimal pro Woche vor. In Brandenburg sind nach Frank Erfurths Erfahrung glücklicherweise nicht so hoch, auch wenn jeder Vorfall einer zu viel ist.
In Brandenburg – vor der Corona-Pandemie – habe es maximal ein bis zwei Mal im Monat solche Vorfälle gegeben, zum Beispiel bei Einsätzen an Bars und Diskotheken, aber manchmal auch bei Einsätzen in Privaträumen. "Drohungen und Beleidigungen habe ich auch dort schon erlebt – aus allen Altersgruppen", sagt er.
Auch, weil man auf dem Weg zum Einsatz manchmal nicht weiß, wie aufgeheizt die Situation vor Ort ist, rät Frank Erfurth allen Einsatzkräften vor allem zwei Dinge: immer auf den Selbstschutz zu achten und bei jedem Einsatz so ruhig und freundlich wie möglich zu sein.
Vor allem mit Freundlichkeit habe er schon so einige aufgebrachte Menschen bei Einsätzen beruhigen können. Er erinnert sich, wie ihm die Frage "Habe ich Ihnen etwas getan?" schon einige Male geholfen hat.
Mit Deeskalationstrainings Rettungspersonal vorbereiten
Am wichtigsten: Deeskalieren, so gut es möglich ist und um jeden Preis weitere Gewalt meiden. Wie das Rettungspersonal das am besten gelingt, ist regelmäßig Thema in speziell auf diese Situationen ausgerichteten Deeskalationstrainings, die laut Frank Erfurth regelmäßig stattfinden.
Die Gründe für die zunehmenden Übergriffe auf das Rettungspersonal sieht Frank Erfurth in mehreren Aspekten: Seiner Meinung nach ist die Erwartungshaltung der Patientinnen und Patienten sowie der Angehörigen gestiegen, die ihr über das Internet angelesenes Wissen überschätzen – und dann in Ungeduld am Vorgehen des Rettungspersonals zweifeln. "Manchmal fordern uns Patienten auf, ein bestimmtes Krankenhaus anzufahren und drohen mit Konsequenzen, obwohl es das nächstgelegene Krankenhaus anzufahren gilt", sagt Frank Erfurth.
Er weiß, dass die jüngste DRK-Studie auch auf der Klausurtagung der Beauftragten für Qualitätsmanagement in den vier DRK-Rettungsdiensten in Brandenburg im März Thema sein wird. "Wie sich Rettungspersonal schützen kann, ist genauso ein Frage in unserem Qualitätsmanagement in Brandenburger Rettungsdiensten", sagt Frank Erfurth. "Auch, wenn ich mir wünschen würde, dass sie es nicht wäre, es keine Übergriffe auf Einsatzkräfte geben würde."