Der im August veröffentlichte Bericht des Weltklimarats zeigt, dass die vom Menschen verursachte Erderwärmung bereits etwa 1,1°C beträgt. Dadurch kommt es immer häufiger zu Extremwetterereignissen und Katastrophen – wie zuletzt Überschwemmungen in der Türkei, Dürre in Somalia, oder Waldbrände in Griechenland.
Dass der Bedarf für humanitäre Einsätze dabei nicht nur in entfernten Regionen, sondern auch vor der eigenen Haustür entstehen kann, zeigen die Juli-Hochwasser in Deutschland. „Solche Katastrophen, in denen nur wenige Stunden oder Tage bleiben, um die Bevölkerung in Sicherheit zu bringen, unterstreichen, wie wichtig es ist, humanitäre Hilfe vorrausschauend zu planen und umzusetzen. Um im Ernstfall schnell reagieren zu können, müssen alle Abläufe schon vorher festgelegt sein und Hilfsmaßnahmen nahezu automatisch anlaufen, wenn eine Warnung eintrifft,“ sagt Reuter.
Das Ziel: Menschen helfen, schon bevor die Katastrophe passiert
Im Kontext der vorausschauenden humanitären Hilfe hat das DRK den Ansatz der vorhersagebasierten Finanzierung (Forecast-based Financing, FbF) entwickelt. Basierend auf der Analyse früherer Extremwetterereignisse und bestimmter Risikofaktoren wie z. B. Armut, werden Schwellenwerte identifiziert, die auf eine hohe Gefährdung der Bevölkerung hindeuten.
Zeigen die Vorhersagen an, dass diese Schwellenwerte erreicht werden, werden automatisch Mittel und Hilfsleistungen bereitgestellt, um vorab geplante Schutzmaßnahmen zu ergreifen, die sich je nach Naturgefahr und Region unterscheiden.
„Bei schweren Überschwemmungen in Bangladesch im Juli 2020 konnten wir gemeinsam mit dem Bangladeschischen Roten Halbmond (BDRCS) 4.500 stark gefährdeten Familien bereits vor der Katastrophe Hilfe zukommen lassen und sie so dabei unterstützen, ihre Nutztiere sowie ihr Hab und Gut vor der Überschwemmung zu schützen“, sagt Reuter.