„Wie Fahren unter Fieber“: Was Motorradfahrer bei Touren im Sommer beachten sollten
Wenn die Temperaturen im Sommer nach oben schnellen, sind Wassermangel und Hitze im Fahrzeug nicht nur für Autofahrer eine Gefahr. Auch für Motorradfahrer kann die Fahrt im Freien bei Hitze die eigene Gesundheit ins Wanken bringen. Umso wichtiger ist es, sich gut auf Motorradfahrten vorzubereiten. Wie Sie und ihr Motorrad sicher durch heiße Sommertage kommen.

Sommerzeit ist Motorradzeit: Bei Kaiserwetter treibt es die Menschen nicht nur an Seen und Badestrände, sondern genauso auf Motorräder. Bei Gruppenfahrten werden Tagestouren wahrgenommen, bei denen Fahrten mehrere Stunden gehen – und auf die sich Motorradfahrerinnen und -fahrer gut vorbereiten sollten.
„Bei Temperaturen von 25 Grad und mehr sowie praller Sonne kann das Motorradfahren extrem anstrengend werden“, sagt Volker Reuter. Er ist Notfallsanitäter, Ausbildungsleiter im DRK-Rettungsdienst Potsdam-Mittelmark und selbst seit mehr als 40 Jahren Motorradfahrer.
Darum kennt er die Gefahren des Motorradfahrens im Sommer, da er sie meist schon selbst erlebt hat. Dann, wenn die Sonne auf die Schutzkleidung und den Helm knallt und der eigene Kreislauf Höchstleistungen vollbringen muss. Wenn der Schweiß unter der Schutzkleidung nicht abgegeben werden kann und die Körpertemperatur aufgrund der Hitze steigt.
Gefahren im Sommer für Motorradfahrer: Hitzschlag, Dehydrieren, Insekten im Helm
Das kann vor allem bei Staus auf der Autobahn verheerende Folgen haben, weiß auch Notfallsanitäter Frank Erfurth, der im DRK-Landesverband Brandenburg Referent für das Qualitätsmanagement im Rettungsdienst ist. „Es besteht die Gefahr eines Hitzschlags. Es ist möglich, dass Menschen auf dem Motorrad dehydrieren und das Bewusstsein verlieren“, sagt Frank Erfurth. Das bestätigt auch Volker Reuter. „Es kann wie Fahren unter Fieber sein“, sagt er.
Umso mehr betont er, bei Hitze das Motorrad am besten stehen zu lassen. Ist eine Runde auf zwei Rädern doch nötig, sollte auf jeden Fall genügend Wasser mit an Bord sein. „Gleichzeitig sollten regelmäßige Pausen – am besten alle 30 Minuten – Pflicht sein, um ein Überhitzen genauso wie ein Dehydrieren zu vermeiden.“
Während der Fahrt kann auch ein etwas geöffnetes Helmvisier für Abkühlung sorgen, ist allerdings nicht ungefährlich. Das weiß Volker Reuter aus eigener Erfahrung, als ihm im Stadtverkehr eine Wespe in den Helm geflogen ist. „Im Bruchteil einer Sekunde – ich konnte es gar nicht so schnell wahrnehmen – hatte ich die Ahnung, dass etwas in meinen Helm hineingeflogen war. Als ich dann am Straßenrand nachschaute, krabbelte eine Wespe aus dem Helm und flog davon. Da habe ich Glück gehabt“, sagt Volker Reuter.
Schutzkleidung sollten Motorradfahrer auch im Sommer tragen
Manche Motorradfahrerinnen und -fahrer wirken dem Dehydrieren damit entgegen, auf die Schutzkleidung zu verzichten und in Sommersachen den Fahrtwind auf der Straße zu genießen. Eine riskante Entscheidung, für die Notfallsanitäter Frank Erfurth aus seiner Erfahrung beim Rettungsdienst kein Verständnis hat. „Ich habe Fälle erlebt, in denen Menschen bei Sommerfahrten gestürzt und tödlich verunglückt sind. Motorradfahrer mit Schutzausrüstung wären bei ähnlichen Stürzen womöglich nur mit einigen Kratzern davongekommen“, vermutet Frank Erfurth.
Volker Reuter kommt daher, genau wie Frank Erfurth, zu dem Fazit, Motorradfahrten im Sommer insbesondere bei Hitze sein zu lassen. Aus seiner Zeit beim Rettungsdienst weiß Frank Erfurth außerdem um weitere Gefahren für Motorradfahrer – unabhängig von der Hitze.
Beispielsweise die Gefahr durch Wildwechsel in der Dämmerung sowie in der Nacht. „Außerdem kann die Sonne so auf den Asphalt scheinen, dass sie Autofahrer im Spiegel blendet und diese sie überholende Motorradfahrer übersehen. Diese Konstellation kann zu einem Verkehrsunfall führen, bei der sich Motorradfahrer schwer verletzten können.“