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DRK-Projekt Videodolmetschen in Hort und Kita

Vertrauensvolle Gespräche auf Augenhöhe zwischen Eltern und pädagogischen Fachkräften sind für die Entwicklung von Kita-Kindern enorm wichtig. Aufgrund von Sprachbarrieren misslingt ein lückenloser Informationsaustausch aber oft, gerade in der Kommunikation mit geflüchteten Familien. Um dies zu verhindern, testete der DRK-Landesverband Brandenburg zwischen 2020 und 2022 in fünf Einrichtungen seiner DRK-Kinder- und Jugendhilfe den Einsatz eines Videodolmetsch-Tools.
 
Das Projekt „Zusammen stark! Teilhabe von geflüchteten Eltern stärken – Neue Methoden für das Empowerment“ wurde gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und die Beauftragte für Antirassismus. Teilnehmende Einrichtungen waren die DRK-Kindertagesstätten „Waldkobolde“ in Walddrehna (Heideblick) und „Poststraße“ in Luckenwalde, der DRK-Hort „Siebenstein“ in Königs Wusterhausen, die Eltern-Kind-Gruppe in Zützen sowie die DRK-Frühförder- und Beratungsstelle in Luckenwalde.

Ziele des Projekts

  • Das Projekt setzte sich zum Ziel, mithilfe von Videodolmetscherinnen und Videodolmetschern Sprachbarrieren zwischen Kita-Fachpersonal und Eltern bzw. Erziehungsberechtigten zu überwinden. Der Einsatz von Videodolmetschen kann Elterngespräche erleichtern und die Teilhabe von geflüchteten Familien stärken.
  • Im Fokus des Projekts standen die Kinder: Der klare Austausch mit den Eltern über Sprachgrenzen hinweg hilft den pädagogischen Fachkräften, die Kinder ihren Ansprüchen und Bedarfen entsprechend zu fördern.
  • Der Einsatz von Videodolmetschenden in Elterngesprächen schützt zudem die Kinder in ihrer besonders vulnerablen Rolle innerhalb der Familie: Weil sie häufig besser Deutsch sprechen als ihre Eltern, übernehmen Kinder aus Familien mit Fluchterfahrung in Alltagssituationen oft die Rolle von Dolmetschenden. Im Kontext von Elternarbeit in Hort oder Kita, gerade, wenn es etwa um die Entwicklung oder traumatische Erlebnisse der Kinder geht, sollten jedoch nicht die Kinder selbst als Sprachmittelnde Teil des Gesprächs sein. Aber auch Erläuterungen zur Arbeit der Kita sowie Gespräche über rechtliche oder finanzielle Aspekte können Kinder überfordern. Werden stattdessen professionelle Dolmetschende zur Sprachmittlung eingesetzt, entfällt diese Last für Kinder und sie können innerhalb der Familie ihre natürliche Rolle beibehalten und einfach Kind sein.

 So funktioniert Videodolmetschen

  • Die teilnehmenden DRK-Einrichtungen konnten während der Projektlaufzeit jederzeit professionelle Videodolmetscherinnen und -dolmetscher über ein Internetportal erreichen und diese zur Sprachmittlung bei Elterngesprächen digital zuschalten.
  • Eltern und Kita-Fachkräfte sahen die dolmetschende Person dann über einen Bildschirm.
  • Den Einrichtungen standen dabei 16 ad-hoc-Sprachen zur Verfügung: Innerhalb von zwei Minuten nach Anwahl erreichten sie für diese Sprachen ohne vorherige Anmeldung einen Dolmetscher oder eine Dolmetscherin. Zu diesen Sprachen zählten unter anderem Arabisch, Russisch und Farsi.
  • Für weitere Sprachen mussten die Einrichtungen vorab einen Termin mit den Dolmetschenden vereinbaren. Auch für die ad-hoc- Sprachen war eine vorherige Terminabsprache sinnvoll: Durch die Zuarbeit der Beratungsstelle vor dem Termin konnten sich die Dolmetschenden mit Fachvokabular vertraut machen und sich in den Fall einlesen.
  • Neben den nachgewiesenen, anerkannten Sprachkenntnissen haben die Dolmetscherinnen und Dolmetscher, die bei dem DRK-Projekt zum Einsatz gekommen sind, meist auch einen medizinischen oder rechtswissenschaftlichen Hintergrund. Ein grundlegendes Verständnis für die Themen der Beratungsstelle oder der Kindertagesstätte ist somit bereits vorhanden.
  • Außerdem wird für diese Arbeit vorausgesetzt, dass die Dolmetschenden soziale, kulturelle und interkulturelle Kompetenz besitzen, um sensibel auf die Gesprächsinhalte eingehen zu können.

Warum Dolmetschen per Video und nicht in Präsenz?

Videodolmetschen stellt einen niedrigschwelligen Zugang zu professioneller Sprachmittlung dar. Es kommt vor allem dann zum Einsatz, wenn es um weniger verbreitete Sprachen geht oder wenn der Anreiseaufwand für Dolmetschende zu hoch erscheint. So können auch Menschen in ländlich geprägten Regionen schnell und einfach Zugang zu Sprachmittlung bekommen.

Professionelle Videodolmetscherinnen und -dolmetscher unterliegen jedoch den gleichen Anforderungen und Erwartungen wie Präsenzdolmetschende.

Erfahrungswerte aus den teilnehmenden Einrichtungen

Das Videodolmetschen wurde in den fünf teilnehmenden Einrichtungen gut angenommen. Auf diese Weise seien Brücken gebaut worden, um eine Verständigung mit den Eltern überhaupt erst möglich zu machen. Zusätzlich würden die Kinder geschützt, heißt es von einer der Einrichtungsleiterinnen.

Auch Larissa Reinhardt, die das Projekt als Referentin beim DRK-Landesverband Brandenburg e. V. betreut hat, zieht eine positive Bilanz: „Der Einsatz von Videodolmetschenden ermöglicht einen intensiveren Kontakt zwischen Eltern und Fachkräften in den Einrichtungen. Es gibt dadurch einen Austausch auf Augenhöhe.“